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Die Geschichte des
Lagotto Romagnolo
by Dr. Giovanni Morsiani - Club Italian - Lagotto
Romagnolo
Der Lagotto Romagnolo ist in der Trüffelsuche auf
jeder Bodenart spezialisiert; es handelt sich um die
einzige Rasse auf der Welt die für die Suche dieses
wertvollen Tubers spezialisiert ist.
Typischer Wasserhund von mittlerem-kleinem Umfang mit
leichter mesomorpher Gestalt, dessen Rumpf im Quadrat
steht. Er hat ein derbes Aussehen, ist stark gebaut,
sehr gut proportioniert, woraus man auch seine gute
Anlage zur Arbeit erkennt. Sein Ausdruck ist aufmerksam,
intelligent und lebhaft. Während der Arbeit zeigt der
Lagotto Leidenschaft und Leistungsfähigkeit in dem er
seine natürliche Anlage zur Suche und seinen
ausgezeichneten Geruchssinn ausnützt. Da er seinen
Jagdtrieb gänzlich verloren hat, ist er gegenüber
jeglichem Wild uninteressiert. Er ist leicht
trainierbar, sehr an seinen Herrn gebunden und darum
auch ein liebevoller Lebensgefährte. Der Lagotto, mit
seinem nüchternen Charakter, hat das Aussehen einer
antiken, archaischen Rasse, die die Schwierigkeiten der
Zeiten überwunden hat und bis in unsere Zeit
vorgedrungen ist.
Die Italischen Völker haben schon in alten Zeiten
einen erfolgreichen Handelsaustausch mit dem Orient
gepflegt. Dieser Handel auf allen Ebenen hat auch die
Verbreitung verschiedener Bräuche und Sitten unter den
Völkern bevorzugt und man denkt, dass sich auch die
Hunderassen dieser Bewegung angepasst haben. Dies
erklärt auch die Findungen, die während verschiedener
archäologischen Grabungen im Nord-Osten Italiens gemacht
wurden und die sich auf die verschiedenen Völkerbewegung
der Hundewelt beziehen, im speziellen aber immer wieder
auf einen kleinen Wasserhund mit kurzem, borstigem und
lockigem Fell hinweisen.
In der etruskische Nekropole von Spina (in der Nähe
von Ferrara) wurden Bilder betreffend Jagd und Fischerei
gefunden, wo immer wieder ein Hund abgebildet wird, der
unserem Lagotto sehr ähnlich ist. Die Etrusken, die
zwischen dem VI und dem V Jahrhundert v.Chr.
Handelsbeziehungen mit unserer nördlichen Bevölkerung
hatten, haben sicherlich zur Verbreitung dieser
Hunderasse beigetragen. Der Wunsch zur Expansion brachte
die Völker des Ostens zur Iberischen Halbinsel und bis
zu den Britischen Inseln, diese Erweiterung fand jedoch
viel später statt, als die ersten Kontakte mit den
italischen Völkern. Als die Wasserhunde währen den
Eroberungskriegen über Nordafrika nach Spanien
gelangten, wo der heutige Perro de Agua Español seinen
Ursprung hat, waren die Wasserhunde in der italienischen
Halbinsel, speziell in den feuchten und sumpfigen
Gebieten im Norden des Landes, schon seit Jahrhunderten
anwesend.
Aus diesem Grunde ist es doch sehr wahrscheinlich,
dass jener Canis acquaticus, der von Linneo
genannt wird und von dem er sagt, dass er seit langem im
mittelländischen Becken vorhanden ist, unser Lagotto
ist. Im Bild, das von Linneo gezeichnet wurde, ist die
morphologische Ähnlichkeit mit dem lockigen Hund der
Romagna sehr eindrucksvoll. Nachdem die etruskische
Kultur verschwunden war, blieben aber die Wasserhunde
und verbreiteten sich zuerst während der römischen Zeit
und danach auch im Mittelalter speziell im Gebiet von
Ravenna, in den Tälern von Comacchio und Venedig bis zum
Friaul und Istrien.
In den Bildern im Saal der Hochzeiten, im
Herzogenpalast der Gonzaga von Mantova, die von Andrea
Mantegna um 1456 realisiert worden sind, ist in der
Abbildung der „Begegnung“ zu Füssen des Marquis Ludovico
III Gonzaga ein Hund abgebildet, der dem heutigen
Lagotto sehr ähnlich ist.
Zahlreiche Zitate in Büchern über Folklore, Bräuche
und Sitten und über die Jagd nennen ab dem XVI
Jahrhundert einen kleinen lockigen Hund der das Wild vom
Wasser apportiert. Diese Hunde begeleiteten die
sogenannten „Vallaroli“ oder „Lagotti“, damals sehr
pittoreske Gestalten, die vor der großen Trockenlegung
Ende ’800 die wirkliche Seele jener wildreichen Lagunen
waren. Die Vallaroli benutzten die berühmten „tinelle“
(halbierte Fässer), wenn sie die Herrschaften auf die
Jagd in den Tälern begleiteten.
Eine weitere Tätigkeit der Vallaroli war die damals
weniger bekannte aber umso erfolgreichere Trüffelsuche.
Ihr unzertrennlicher Begleiter war der kleine Lagotto,
Hüter des Bootes und des Hauses, ausgezeichneter
Apportierer und Auffinder vor allem von Blasshühnern,
währen Hunderte von Booten in den bekannten „rastrelli“
Schwärme von Tausenden dieser Vögel umkreisten und wahre
Massaker anrichteten. Der Lagotto schwamm stundenlang,
oft auch während sehr kalten Tagen wo er manchmal auch
Eisschichten durchbrechen musste, um dann die erlegten
Vögel auf das Boot zu bringen. Diese Tätigkeit wurde nur
durch die Kompaktheit des sehr engen und lockigen
Hundefelles mit reicher Unterwolle ermöglicht, eine
richtige wasserdichte und wasserabstoßende Schicht.
Dadurch kam das Wasser nie mit der Haut in Berührung.
Der Name „Lagotto“ rührt daher sicherlich von seiner
ursprünglichen Funktion als Wasserhund her. Im Dialekt
der Romagna bedeutet „Càn Lagòt“ „Wasserhund“ oder „Hund
mit lockigem Haar für die Jagd im Sumpfgebiet“. Seine
herausragende Anlage zur Suche, seine gute
Trainierbarkeit und sein ausgezeichneter Geruchssinn,
machten mit der Zeit aus dem Lagotto einen sehr
effizienten Trüffelhund.
Wegen der großen Trockenlegung, die im Laufe der
Jahrzehnte die weiten Sumpfgebiete von Comacchio und der
Romagna schrumpfen und dadurch die Vallaroli fast ganz
verschwinden ließen, verlor auch der Lagotto mehr und
mehr seine Funktion als Wasserhund und spezialisierte
sich immer mehr als Trüffelsucher. Der Übergang von der
einen zur anderen Funktion ist zwischen 1840 und 1890
datierbar. Man kann fast sagen, dass zwischen den beiden
Weltkriegen fast alle Hundehelfer und Trüffelsucher der
Romagna und der umliegenden Gebiete Lagotti waren.
Nachdem die Holzstützen der Weinreben durch
Zementstützen ersetzt, und die Wälder progressiv
abgeholzt wurden, wurde der Trüffel, speziell in den
Tälern, immer seltener. Der Lagotto erweiste sich dank
seinem engen lockigen Fell als idealer Hund für die
Trüffelsuche in den Hügeln und in den dornigen Wäldern
während der Herbst- und Winterzeit.
Bereits ab 1920 war der Lagotto in den Tälern des
Apennins der Romagna, dem Tal des Senio, des Lamone und
besonders im Tal des Santerno sehr gut bekannt. Man muss
jedoch erwähnen, dass sich zu jener Zeit niemand für die
Hunderasse „Lagotto“ als solche interessierte. Die
bereits bekannten Rassen genügten vollkommen, und
Kreuzungen wurden oft wegen ihrer Stärke, ihrem
Charakter und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber
Krankheiten, mehr geschätzt. Die Trüffelsucher sind bei
der Zucht immer vollkommen empirisch (außerhalb jeder
genetischen Regel) vorgegangen, und haben nur auf das
sofortige praktische Ergebnis geachtet, d.h. den besten
Trüffelhund bekommen, Lagotto oder nicht Lagotto.
Durch die wiederholten blutverwandten Deckungen der
Vallaroli von Comacchio, gelangte ein erschöpfter
Lagotto in die Täler der Romagna der auch durch
wiederholte und unbegründete Kreuzungen mit viel fremdem
Blut vermischt war.
Die Trüffelsucher haben aber den Verdienst, dass sie
damals unseren Lagotto nicht aussterben ließen. Es ist
fast ein Wunder, dass dieser, vom genetischen Standpunkt
aus, fast ohne Schaden bis in unsere Zeit vorgedrungen
ist.
Mitte der siebziger Jahre beschloss eine Gruppe
tüchtiger Hundeliebhaber der Romagna, unter der Leitung
von Quintino Toschi, Präsident der lokalen Gruppe der
Hundeliebhaber, unter der Aufsicht von Prof. Francesco
Ballotta, großer Züchter und Richter des E.N.C.I (der
sich sehr genau an die Lagotti seiner Jungendzeit
erinnerte) und mit der technischen Unterstützung von Dr.
Antonio Morsiani, weltbekannter Kynologe, Richter und
Züchter, mit der Hilfe von Lodovico Babini,
Hundeliebhaber mit großer Erfahrung, diese Rasse vor der
totalen Entartung zu retten, die der kompletten
Unkenntnis, Unwissenheit und Nachlässigkeit
zuzuschreiben war. Sie begannen gerade noch rechtzeitig
mit der genetischen Rekonstruktion des Lagotto und
holten ihn aus dem Tunnel ohne Rückkehr der Ausrottung
heraus. Die Wiedervereinigung der zwei parallelen
Geschichten des Lagottos, jene seiner Lagunenursprünge
und jene der Appenninhügel, schuf die Voraussetzung, um
die Rasse wieder zu seiner Reinheit zurückzuführen.
Mit der Gründung des Club Italiano Lagotto, die in
Imola im Jahr 1988 erfolgte und die heute weltweit über
300 Mitglieder zählt, wurden die Voraussetzungen für
eine offizielle Anerkennung der Rasse seitens des
E.N.C.I und des F.C.I geschaffen.
Die offizielle Anerkennung des E.N.C.I. erfolgte 1992
mit der Annahme des morphologischen Standards, der von
Dr. Antonio Morsiani abgefasst wurde (nach jahrelangen
biometrischen Messungen auf Hunderten von Subjekten).
Dank der konstanten Arbeit des Clubs und seiner
technischen Mitarbeiter, erfolgte im Jahr 1995 die
provisorische internationale Anerkennung durch das
F.C.I.
Inzwischen hat die Rasse in Europa und auch weltweit
großen Erfolg und konstante Verbreitung nachzuweisen mit
immer wachsender Zahl angemeldeter Welpen bei den
diversen F.C.I. Kennel Clubs, sowie beim englischen und
amerikanischen Kennel Club. Zum Beispiel wurden im Jahr
1994 in Italien 545 Welpen angemeldet gegenüber den 900
Anmeldungen im Jahr 2002. Somit haben sich nach 9 Jahren
die Geburten verdoppelt. In Ländern wie die Schweiz,
Finnland, Schweden, Grossbritanien, haben sich die
Geburten verzehnfacht, in einigen Fällen sogar
verhundertfacht. Die internationale Verbreitung der
Rasse wird durch die konstante Steigerung der
Welpenmeldungen wie in der Schweiz, in Holland,
Deutschland, Frankreich, Finnland, Schweden,
Grossbritanien, USA und Australien bewiesen.
Um auf internationaler Ebene eine korrekte
morphologische Selektion der Rasse zu gewährleisten, ist
1997 die U.M.LAG (Unione Mondiale dei Club Lagotto
Romagnolo) gegründet worden. Präsident dieses
internationalen Bundes ist Dr. Giovanni Morsiani, die
Clubs obgenannter Länder sind Mitglieder dieser
Vereinigung und neue Mitgliedschaftsanträge neuer Clubs
aus aller Welt treffen regelmäßig ein.
Um die Rasse von erblichen Krankheiten zu bewahren,
hat der Club Italiano Lagotto schon seit 1992 mit der
offiziellen Kontrolle der Hüftdisplasie begonnen, dies
in Zusammenarbeit mit dem von Dr. Cesare Pareschi,
Ferrara, geleitetem Zentrum. Auf Hinweis des E.N.C.I.
betreffend die Kontrolle erblicher Krankheiten, arbeitet
der C.I.L. seit kurzer Zeit, neben dem bereits erwähnten
Zentrum, nun auch mit der F.S.A. von Cremona zusammen,
geleitet von Dr. Aldo Vezzosi. Die technische und
sanitäre Kommission des Clubs führt seit Jahren sehr
aufmerksame Kontrollen in bezug auf einige der
häufigsten erblichen Krankheiten durch, die bei
Wasserhunden mit wachsendem lockigem Haar auftreten
können. Weitere Kontrollen betreffen erbliche
Augenkrankheiten und einige Herzpathologien.
Um die ursprünglichen Arbeitsqualitäten des Lagotto
Romagnolo zu erhalten, organisiert der Club Italiano
Lagotto „Quintino Toschi“ seit Jahren auf dem ganzem
italienischen Gebiet Eignungsprüfungen für die
Trüffelsuche, dies mit viel Erfolg in bezug auf
Teilnahme, Perfektionierung und Studien betreffend
funktionelle Qualität der Rasse. Dies erlaubte die
Erarbeitung eines Vorschlages für den Arbeitsstandard
der Rasse (ausgestattet mit der Regelung zur
Eignungsprüfung), der 1999 vom Club dem E.N.C.I.
unterbreitet wurde. In diesen Jahren haben wir auch
Richter für diese Eignungsprüfungen ausgebildet. An der
jährlichen Arbeitsmeisterschaft des C.I.L. die seit 1999
in verschiedenen italienischen Regionen, wo sich
geeigneter Boden für die Trüffelsuche befindet,
ausgeführt wird, sind zahlreichen Hunde von
italienischen und ausländischen Besitzern anwesend, die
auch an Schönheitskonkurrenzen teilnehmen. Dies ist der
Beweis dafür, dass unser Einsatz für den Erhalt der
ursprünglichen Eigenschaften betreffend die Anlage der
Rasse zur Arbeit, geschätzt wird. Diese Arbeitsprüfungen
geben dem Club die Möglichkeit nicht nur die
morphologischen Funktionen der Rasse unter Kontrolle zu
halten, sondern auch den Charakter, seit je her ein Plus
Punkt des Lagotto Romagnolo.
Vom morphologischen Standpunkt aus gesehen hat sich
der Lagotto Romagnolo in den letzten Jahren weiterhin
verstärkt. Aufmerksame und häufige biometrische Tests
die anlässlich spezifischer Tagungen, Treffen und
Versammlungen des Clubs durchgeführt werden, zeigen
einen ausgezeichneten morph-funktionalen Einklang der
Rasse gegenüber dem offiziellen morphologischen Standard
der 1991 von Dr. Antonio Morsiani abgefasst wurde. Schon
seit einiger Zeit zeigt sich eine gute Gleichmäßigkeit
in der Rasse, mit der Übertragung der typischen
Eigenschaften in den verschiedenen Blutlinien.
Vor einigen Jahren haben wir dem E.N.C.I.
vorgeschlagen, den morphologischen Standard mit zwei
Präzisierungen betreffend Frisierung des Felles und
deren Farbe zu ergänzen. Dies hat sich für nötig
erwiesen, um gefährliche Abweichungen vom rustikalen Typ
der Rasse auszuschließen. Diese Abweichungen waren
übertriebenen Frisierungen, zum großen Teil seitens
italienischer und ausländischer Profi-Handler
zuzuschreiben. Im übrigen ist und bleibt der originale
italienische Standard bis heute das typische ideale
Portrait unserer Rasse.
Dieser Text ist das von Dr. Antonio Morsiani, nach
zwanzigjährigen Prüfungen, Kontrollen und Messungen auf
Hunderten von Subjekten, abgefasste Original. Der
Standard des Lagotto Romagnolo, der im Juli 1992 vom
E.N.C.I. anerkannt worden ist, ist in allen Ländern des
F.C.I. der einzig gültige. Die wörtliche Übersetzung des
Textes in den Sprachen deutsch, französisch, englisch
und spanisch sind vom F.C.I. am 10 März 1995 anerkannt
worden. Am gleichen Tag ist die Rasse auf
internationaler Ebene anerkannt worden
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